Nutzungskonzept für Massagestudio Sinnesart

Dieses Nutzungskonzept reichten wir mit entsprechendem Antrag beim Bauamt ein – es wurde abgelehnt, wir sind im Widerspruch. Wir veröffentlichen es hier, um Ihnen ggf. Argumente an die Hand zu geben, falls Sie eine Möglichkeit sehen, uns zu unterstützen.

Nutzungskonzept Massagestudio Sinnesart

Sinnesart | Rudolf-Renner-Str. 1a | 01157 Dresden

Da sich unsere Massageangebote von klassischer Prostitution unterscheiden, möchte ich dem Betriebskonzept ein paar diese Ansicht erklärende Argumente voranstellen. Folgende Inhalte enthält dieses Konzept:

1. Vorbemerkungen
2. Geschichte des Betriebes, Sinn und Ethik
3. Zielgruppen – andere als Bordellbesucher
4. Begründung für die Bitte um Erteilung der Betriebserlaubnis
5. Abschließende Gedanken

1. Vorbemerkungen

1.1. Sinnliche Massagen und der Unterschied zu klassischer Prostitution
Sinnliche Massagen als eigenständiges Angebot sind noch eine relativ junge Erscheinung und daher möglicherweise für Behörden schwer einzuordnen. Wir führen sie in der Tradition der Tantramassagen aus, egal welche Bezeichnung sie in unserem Studio tragen, was wiederum marketingtechnische Gründe hat. Das bedeutet, wir sehen in erster Linie den Menschen als Ganzes – unsere Massagen sind daher eher den ganzheitlich-therapeutischen Angeboten zuzuordnen.
Außerdem wird Intimverkehr bei Sinnesart strikt abgelehnt, und zwar seit Bestehen des Studios 2005. Die Einordnung als Prostitutionsstätte ist daher unserer Ansicht nach ein fataler Fehler, der nur der Unwissenheit dessen geschuldet ist, was wirklich bei der Massage passiert. Hier kommen ganz klar enorme heilende Aspekte zum Tragen. Dies wird seit Jahren von uns erforscht, hier arbeiten wir mit Experten aus dem therapeutischen Bereich zusammen, z.B. mit dem Psychologen Dr. Frank Pietzcker.

In Europa und in Deutschland hat sich in den letzten ca. 30 Jahren ein kultivierter und professioneller Umgang mit dem großen Lebensthema Sexualität entwickeln dürfen. Neben den Angeboten von klassischer Sexualtherapie greifen immer mehr Menschen auf die unmittelbare Erfahrung zurück, die wiederum nur durch Massagestudios oder verwandte Formen alternativer Körperarbeit angeboten wird. Es entstanden Schulen wie z.B. „Sexological Bodywork“ oder tantrische Sexualtherapie. Auch der Begriff „Berührungskunst“ deutet auf einen anderen Umgang mit dem Thema Sexualität und Berührung hin. Gerade diese Arbeit, bei der viel Wert gelegt wird auf fundierte Kenntnisse der Masseurinnen und Masseure (im folgenden als MasseurInnen bezeichnet), schließt eine bedeutende Lücke zwischen Sexualtherapie und Angeboten klassischer Prostitution. Dies beschreibt u.a. das „Institut für Körpersexualtherapie“ recht genau. (www.institut-anukan.de). Diesen Schulen ist die Überzeugung gemeinsam, dass Menschen durch liebevolle und respektvolle Berührung sehr wirksame und heilsame Erfahrungen machen können, die tiefgreifende Persönlichkeitsveränderungen zum Positiven zur Folge haben können.

1.2. Vorbildwirkung für die Gesellschaft und Entstehung von Weiterbildungsmöglichkeiten

Immer wieder berichten unsere Massagegäste von tiefgreifenden Veränderungen, die sie auch in die Partnerschaft und ihren Alltag integrieren können. Und immer wieder wurden wir gebeten, unser Wissen weiterzugeben. So entstanden – nicht zuletzt durch MitarbeiterInnen von Sinnesart – professionelle Weiterbildungsangebote für breite Teile der Bevölkerung, die derzeit im Zentrum für Berührungskunst AnuKan in Dresden und Umgebung angeboten werden. Wir leisten hier einen längst fälligen wertvollen Beitrag in Sachen Sexualpädagogik, den die Gesellschaft bisher zu leisten nicht imstande ist – wie uns immer wieder unsere Seminarteilnehmenden berichten. Immer öfter empfehlen Ärzte, Therapeuten aller Art und sogar Pfarrer ihren Klienten unser Massagestudio Sinnesart, wenn sie sich auf dem Gebiet von Berührung, Sexualität und Liebeskunst nicht kompetent genug fühlen. Mit unseren Angeboten setzen wir Empfehlungen der WHO zur sexuellen Gesundheit direkt um:

Definition „Sexuelle Gesundheit“ nach WHO*
„Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden.
Sie ist ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität und nicht nur das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen.
Sexuelle Gesundheit setzt eine positive und respektvolle Haltung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen voraus sowie die Möglichkeit, angenehme und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen, und zwar frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt. Sexuelle Gesundheit lässt sich nur erlangen und erhalten, wenn die sexuellen Rechte aller Menschen geachtet, geschützt und erfüllt werden.
Es bleibt noch viel zu tun um sicherzustellen, dass Gesundheitspolitik und -praxis dies anerkennen und widerspiegeln.“
(*Quelle: http://www.euro.who.int/de/health-topics/Life-stages/sexual-and-reproductive-health/news/news/2011/06/sexual-health-throughout-life/definition)

1.3. Folgen der Einordnung von Sinnlichen Massagen in den Bereich Prostitution

Die Verabschiedung des Prostituiertenschutzgesetzes basierte sicherlich auf dem wohlgemeinten Versuch, das Wirtschaftsfeld der Prostitution besser zu regeln und das Wohlergehen der darin beschäftigten Menschen zu fördern. Ob dies tatsächlich der Fall sein wird, bleibt abzuwarten, zumal eine Evaluierung m.W. bisher nicht erfolgte. Jedoch üben Fachkreise und Forschungseinrichtungen, die seit Jahrzehnten im Feld der Prostitution tätig sind, scharfe Kritik an dem Gesetz. Leider sah sich der Gesetzgeber nicht in der Lage, die einzelnen Bereiche professioneller Sexarbeit differenzierter zu betrachten.
Dass dies notwendig ist, wird zum Glück von vielen behördlichen Stellen inzwischen eingeräumt, so dass die Auslegung, ob sinnliche Massagen zum Bereich Prostitution überhaupt gehören, sehr unterschiedlich ausfällt. An späterer Stelle gehe ich auf diese Beispiele ein.

2. Geschichte des Betriebes, Sinn und Ethik

2.1. Firmengeschichte und Verhältnis zu Nachbarn

Sinnesart wurde 2005 gegründet, umfasste in einer wechselvollen Geschichte mehrere Neugründungen, Umzüge und Schließungen von Filialen und reduziert sich jetzt vorwiegend auf das Massagestudio in Cotta. Sinnesart betrieb insgesamt etwa 6 Filialen, führe grob geschätzt um die 90 000 Massagen durch und schuf Arbeitsplätze für viele Frauen und Männer, was das Sozialsystem entlastete und auch für die Beteiligten ein Mehr an Selbstachtung und Souveränität bedeutete.
Hervorzuheben ist, dass Sinnesart nicht ein einziges Mal Anlass für Klage oder Kritik bot und sich immer in Mischgebieten befand, also in unmittelbarer Nähe zu Wohnungen. Im Gegenteil; wir waren stets geschätzte Nachbarn, weil wir uns auch proaktiv um gute Nachbarschaftlichkeit bemühten. Es gab keinerlei Vorfälle, wir gerieten nicht in Konflikte – daraus lässt sich schon schließen, dass ein Massagestudio unserer Art kein Störungspotential darstellt.

2.2. Sinn und Ethik

Die Mitarbeit bei Sinnesart ist nur möglich, wenn die InteressentIn/ Bewerberin den Sinn unserer Arbeit spüren und in ihre Arbeit einbringen kann. Ethische Richtlinien sind bei uns klar geregelt, hier ein Auszug aus unserer Ethik:
„Wir wollen unseren Gästen zu ganzheitlicher Entspannung verhelfen. Unsere Angebote dienen daher nicht der Lust der einzelnen Gäste, sondern der Etablierung einer neuen Form von Dienstleistung, die den ganzen Menschen im Fokus hat mit allen Gefühlen und körperlichen, geistigen und seelischen Besonderheiten. Daher beziehen wir den kompletten Körper in die Massage ein und machen um die Urkraft Sexualität keinen Bogen. Sie ist ein natürlicher und zugleich heiliger Ausdruck unseres Wesens. Wir erbringen unsere Dienstleistungen auf absolut freiwilliger Basis und dulden keine wie auch immer gearteten Abhängigkeiten oder Verstrickungen. Bei Sinnesart kann nur mitarbeiten, wer diese Arbeit als Bereicherung empfindet und Freude daran hat. Menschen zu berühren und dem Wunder von entstehender Nähe und Offenheit beizuwohnen ist uns Verpflichtung und Geschenk zugleich.“
Der Sinn unserer Arbeit ist mehr ein gelebter als ein festgeschriebenes „Leitbild“. Er drückt sich in vielen Einzelheiten des Miteinanders aus, im Umgang mit den Gästen, in der Kommunikation und Führungsstruktur, in Ordnung und Sauberkeit der Räume, im Feedback der Gäste – kurzum er ist überall deutlich spürbar.

2.3. Arbeitsbedingungen der MasseurInnen

Unsere Ansprüche sind recht hoch, z.B. an Selbstbestimmung, Teamklima, die Auswahl neuer KollegInnen oder das räumliche Umfeld. Bei Sinnesart arbeiten die MasseurInnen als freiberufliche MitarbeiterInnen mit und verhalten sich auch so. Auch dies entspricht nicht dem Bild der klassischen „Prostituierten“, indem unsere MitarbeiterInnen fachlich gut qualifiziert sind, Supervisionen besuchen und wir uns regelmäßig weiterbilden.
Die Arbeit mit Sinnlichen Massagen ist anspruchsvoll und fordernd, sowohl emotional als auch körperlich. Für die meisten KollegInnen ist daher die Mitarbeit bei Sinnesart nicht der einzige Broterwerb, sondern willkommene Abwechslung neben anderen Jobs oder der Kindererziehung. Wir achten sehr darauf, dass sich niemand verausgabt. Generell ist es jedem/r MitarbeiterIn absolut selbst überlassen, wie oft sie/er arbeitet, wie viele Massagen sie/er gibt, wie lange sie/er Pause zwischen den Massagen haben möchte. Dies ist schon allein dadurch gewährleistet, weil die MasseurInnen ihre/seine Termine zum größten Teil selbst vereinbaren oder dies von einer/m KollegIn übernommen wird.

3. Zielgruppen – andere als Bordellbesucher

Unsere Angebote richten sich an Männer, Frauen und Paare (bzw. Menschen, die sich nirgendwo einordnen wollen). Wir betrachten die sexuelle Energie als eine der größten Kraftquellen. Macht sich ein Mensch diese zu Nutze, wirkt sich das auf nahezu alle Lebensbereiche positiv aus. Menschen finden wieder Kontakt zu ihrem Inneren, gehen aufrechter durchs Leben, werden positiver gestimmt und friedvoller. Gerade dadurch, dass der Leistungsgedanke beim Empfangen von Massagen keine Rolle spielt, können vor allem unsere männlichen Gäste Erfahrungen machen, die weit über das bisher Erlebte hinausgehen. Frauen entdecken, wie sie eigentlich als sexuelles Wesen empfinden können, wenn sie sich Zeit nehmen und ganz auf sich besinnen. Sie lernen, Grenzen zu setzen und Wünsche zu äußern. Vielen Partnerschaften konnte mit unseren Angeboten bereits geholfen werden.
Die Gründe, warum Menschen sinnliche Massagen in Anspruch nehmen, sind unserer Erfahrung nach seit einigen Jahren im Wandel begriffen. Wir stellen vor allem fest, dass ein Großteil unserer Gäste Menschen sind, für die ein Bordellbesuch keine Alternative darstellen würde. Sie suchen gezielt Massagestudios auf, weil sie den Mehrwert unserer Arbeit zu schätzen wissen. Der besteht eindeutig in unserer ganzheitlichen Herangehensweise. Gäste bekommen eine sehr gute Massage, die nicht selten den Besuch bei einem klassischen Masseur oder Physiotherapeuten überflüssig macht. Sie finden bei uns aber auch erfahrene ZuhörerInnen, gerade wenn es um ein so heikles Thema wie Sexualität geht.
Gründe für eine Besuch sind sehr vielfältig – nachstehend seien einige genannt:

  • Einsamkeit, Single-Dasein, Sehnsucht nach Berührung
  • In Kontakt kommen mit der ursprünglichen Lebenskraft; das Bedürfnis, sich (manchmal nach Jahren von Enthaltsamkeit oder Mangel) wieder als sexuelles Wesen zu spüren
  • Aufarbeitung von Traumata im sexuellen Bereich wie Missbrauch oder Negativerfahrungen
  • Referenzerfahrungen hinsichtlich der eigenen sexuellen Erlebnisfähigkeit und des Bezuges zum eigenen Körper
  • Fragen zur Funktionalität der Geschlechtsorgane nach erfolgten Operationen oder anderen ärztlichen Eingriffen
  • Anraten von Ärzten, Therapeuten oder Personen des Vertrauens, z.B. bei Diagnosen wie Depressionen, bei chronischen Erkrankungen oder Lähmungen
  • das Gefühl der „inneren Einkehr“, Zugang zur spirituellen Seite von Sexualität
  • Erfahrungen für die eigene Partnerschaft sammeln
  • wenn Sex in der Beziehung nicht (mehr) möglich ist, z.B. auf Grund von Krankheit des Partners, und wenn gleichzeitig die Möglichkeit des „Fremdgehens“ nicht in Betracht kommt
  • sonstige Defizite (z.B. extreme Schüchternheit) auf Grund einer ungünstigen sexuellen Biografie
  • körperliche Anomalien, die eine Partnerschaft erschweren, wie Unfallfolgen und Narben, Verunstaltungen, extreme Fälle von Schuppenflechte oder Übergewicht

Unsere Gäste werden nur nach vorheriger Terminvereinbarung empfangen, außerdem werden in einem Vorgespräch der Ablauf der Massage und alle weiteren Fragen ausführlich besprochen. Wir halten uns an Absprachen; den Gästen werden keine Aufpreise suggeriert, weil es uns nicht auf finanziellen Gewinn ankommt, sondern unsere Ethik an erster Stelle steht. Unsere Angebote sind fair und werden transparent dargestellt und kommuniziert. Die Gespräche nach der Massage dienen dem Zweck, das Erlebte auch psychisch zu integrieren.

Unsere MasseurInnen sind ausnahmslos reife Persönlichkeiten, die selbst in sich gefestigt sind und auch schwierige emotionale Prozesse, die durchaus während der Behandlung ihrer Gäste auftreten können, kompetent zu begleiten und zu unterstützen vermögen. Das Durchschnittsalter der Masseurinnen beträgt ca. 40 Jahre. Unsere MasseurInnen geben nur Massagen, wenn sie selbst stabil, gesund und ausgeruht genug dafür sind. Die Gäste sollen einen großen Mehrgewinn mitnehmen, was dem Sinn und „Auftrag“ unserer Arbeit entspricht.

4. Begründung für die Bitte um Erteilung der Betriebserlaubnis

4.1. Beispiele anderer Betrachtungsweisen

Wie bereits angesprochen, gibt es verschiedene Ansichten und Begründungen, nach welchen Kriterien unsere Massagen einzuordnen sind. Hier kann man durchaus verschiedener Meinung sein. Wenn es allerdings darum geht, dass Arbeitsplätze vernichtet werden sollen, ein großes Potential an therapeutischer Hilfe verloren geht und noch dazu keinerlei Nutzen für irgend jemanden entsteht, dann ist es m.E. angeraten, diese Entscheidung genauestens zu prüfen.
In anderen Bundesländern und auch in sächsischen Städten wurden differenzierte Entscheidungen getroffen. Hierfür einige Beispiele:

Massagestudio Amakido in Freiburg
Nach einer Aufklärungskampagne der Öffentlichkeit und vielen Gesprächen mit Vertretern der Stadt kam das Bauamt 2018 zu dem Schluss, dass das Erteilen der Betriebserlaubnis für das Tantramassage-Studio Amakido zulässig ist. Unsere Massagen unterscheiden sich nur im Namen, nicht aber in der Herangehensweise oder der Ausführung von denen, die im Amakido angeboten werden. Das Amakido ist übrigens eines der führenden Tantramassage-Institute deutschlandweit und blickt auf eine über 20jährige Firmengeschichte zurück.

Tantramassage – Angebot in Leipzig
Im Oktober 2019 entschied das Leipziger Ordnungsamt in einer Einzelfallprüfung, dass Tantramassagen eines bestimmten Anbieters, dessen Massagen sich ebenfalls inhaltlich kaum von unseren unterscheiden, nicht dem Feld der Prostitution zugeordnet werden. Begründet wurde dies mit der „therapeutischen Arbeit und Handlung sowie … Schulung der Tantramassage an sich.“ Der betreffende Masseur musste sich weder als Prostituierter registrieren lassen noch eine Prüfung durch das Bauamt über sich ergehen lassen. Er praktiziert mitten in einem Wohngebiet in Leipzig.

Verwaltungsgericht Köln: Tantramassage als richtiger Beruf
Das Verwaltungsgericht Köln bestätigte 2015, dass die Ausbildung zur Tantramasseurin / zum Tantramasseur nach objektiven Kriterien des Tantramassage-Verbandes auf einen Beruf vorbereitet. Der Prozess wurde von Michaela Riedl gegen die Bezirksregierung Köln gewonnen. Unsere MasseurInnen erhielten ebenfalls eine umfangreiche Ausbildung nach ähnlichen Kriterien.

Verwaltungsgericht Gelsenkirchen: Tantramassagen sind keine rein sexuelle Dienstleistung
Im Mai 2020 kam das VG Gelsenkirchen zu der Auffassung, eine Massage nach dem Tantra-Prinzip sei keine rein sexuelle Dienstleistung, wie sie in einem Bordell erbracht werde. Ebenso war zu lesen: „Ein Massagesalon, der sexuell stimulierende Tantra-Massagen anbietet, ist kein Bordellbetrieb.“

Gewerbeamt Dresden: „Klarstellung wünschenswert“
Im Zuge der und in Bezug auf die Corona-Maßnahmen erwirkte unser Anwalt, Dr. Gütter, dass Tantramassagen anderen Massagen gleichgestellt betrachtet wurden. Das Gewerbeamt Dresden enthielt sich einer letztendlichen Einordnung und fand, dass eine Klarstellung wünschenswert wäre. Daraus ist zu schlussfolgern, dass diese Klarheit nicht so offensichtlich vorhanden ist.

4.2. Ermessensspielraum / Gutachten
In Ihrem Schreiben vom 13.09.2019 erwähnten Sie: „Die Nutzungsänderung wäre insofern bauplanrechtlich zulässig, wenn es sich bei dem Antragsvorhaben um eine Anlage für gesundheitliche Zwecke, also um einen klassischen Massagesalon handeln würde, der auf die Wiederherstellung der Gesundheit zielt und dem folgend medizinisch-therapeutisch ausgerichtet bzw. betrieben wird.“

Damit stellt sich uns die Frage, wer nach welchen Kriterien beurteilt, ob unsere Dienstleistung einen gesundheitlichen Nutzen mit sich bringt. Wenn es keine allgemein gültigen oder überhaupt nennbare Kriterien gibt, muss davon ausgegangen werden, dass diese Beurteilung auf Grund von bestehenden Gewohnheiten gemacht wurde oder eben in Unkenntnis der Sachlage. Die Beispiele aus 4.1. zeigen, dass es durchaus auch andere Betrachtungsweisen geben kann.

Ebenso schrieben Sie, dass die „jedenfalls prostitutionsähnliche Nutzung“ […. nicht zulässig ist], weil sie mit Störungen einhergeht, die mit dem Charakter eines Baugebietes als allgemeines Wohngebiet nicht vereinbar sind.“ Auch hier muss aus jahrelangen Erfahrungen gesagt werden, dass es weder zu Spannungen noch zu Beeinträchtigungen der Wohnruhe o.ä. kommt. Es ist nicht zu erkennen, durch welche Handlungen unsererseits es dazu kommen könnte.

Zu beschaffende Gutachten

Wäre es hilfreich, sowohl zu gesundheitlichen Gesichtspunkten wie auch zu den Einschätzungen angeblichen Störungspotentials von unserer Seite Gutachten zu erbringen? Wenn Sie mir dafür Anhaltspunkte geben können, würden wir diese in Auftrag geben und finanzieren.
Wir können auch weitere Gutachten beschaffen, die belegen, dass sich unser Betrieb in Hinblick auf unsere Arbeitsweise, unsere Qualifizierungen und in Bezug auf die Arbeitsbedingungen der tätigen Masseurinnen und Masseure von einem klassischen bordellartigen Betrieb oder dem, was üblicherweise darunter vermutet wird, unterscheiden. Ebenso sind wir bereit, dies auf unserer Website deutlicher hervorzuheben, wenn es eine Chance dafür gibt, dass die Entscheidung zu Gunsten einer objektiveren Einschätzung ausfällt.

5. Abschließende Gedanken

Für eine liberale Gesellschaft wie die unsere wäre es sehr bedauerlich, wenn sich keine Lösung finden ließe, Angebote wie die unseren zu erhalten. Wir bekamen oft von Politikern zu hören, die wir 2018 im Rahmen unserer Bemühungen um eine neue Sperrgebietsregelung aufsuchten, dass wir als Massagestudio nicht mit dem ProstSchG gemeint seien, sondern eher eine Art „Kollateralschaden“ darstellten. Was wir 2018 mit der Änderung der Sperrgebietsregelung auf Grund unseres Einsatzes erreichten, sollte sich auch in einer neuen Denkweise bzgl. des Baurechts niederschlagen. Ich stehe für klärende Gespräche aller Art gern zur Verfügung.

Dresden, den 26. Juli 2022 ——————————– Katrin Laux